1000-km-Rennen Nürburgring 1977

Das 1000 km - Rennen auf dem legendären Nürburgring bestritt Rolf, wie auch seine Einsätze zur deutschen Rennsportmeisterschaft 1977, auf einem Loos-Porsche 935.

Fuhr Rolf beim 300 km - Rennen (DRM) im März des Jahres noch eine Pole-Zeit von 7.46,1 min, so brannte er nun eine Runde in  7.36,0 min in die Bahn. Damit nahm er Bob Wollek im direkten Vergleich 1,7 Sekunden ab. Wollek fuhr den Wagen des “Erzfeindes” aus Köln, dem Kremer-Team.

Loos gegen Kremer

Diese “Fehde” der beiden Kölner Edel-Tuner ist eigentlich ein eigenes Kapitel wert. Weltweit werteten Loos und Kremer die Rennen zur Marken-WM, und natürlich die DRM-Rennen, deutlich auf. Ein Sieg über den Kontrahenten war oft mehr wert als ein Sieg über das Werk.

Beim 1000 km - Rennen klang das aus dem Loos-Lager so: “Wenn wir gewinnen, dann gibt es ein Fest, da muß der Wirt anschließend renovieren. Und dabei hängt er ein Schild raus, wo drauf steht: Der Loos war da.”

Das war kein loser Spruch, wovon man sich nach dem Rennen überzeugen konnte. John Fitzpatrick, ein eher ruhiger Typ, konnte sich kaum beruhigen, als er noch Tage nach dem Rennen von der Feier erzählte. Und es sollte nicht die letzte Loos-Feier des Jahres gewesen sein...

Training

Auf der Pole stand der Werks-Porsche 935. Während sich die Kunden-Porsche technisch auf dem 76er Stand befanden, trumpfte das Werk mit neuester Technik auf. Speziell aerodynamisch unterschied sich der 77er Wagen deutlich von den Kunden-Porsche. Der Porsche 935/77 verfügte nicht mehr über die gelochten 15-Zoll-Scheiben aus dem 917, sondern über massive, innenbelüftete 16-Zoll-Scheiben. Man versprach sich bei Porsche eine doppelt so lange Lebensdauer. Insofern galt der Ring-Einsatz der Werks auch als Testfahrt für das folgende Rennen in Le Mans. Der Wagen war, nach Aussage der Werks-Fahrer, zudem erheblich einfacher zu fahren.

Während Kremer seine eigenen Autos baute, mussten sich Loos, Max&Moritz und der Rest der Kunden mit  Kunden-Material von Porsche begnügen. Strietzel Stuck zerbröselte einen 320er im Schwedenkreuz. Damit war  die Veranstaltung für diesen Faltz-BMW gelaufen. Zum Rennen durfte man dann mit einem neuen Wagen antreten. Die Trainingszeit des kaltverformten Wagens wurde zum neuen Wagen zugerechnet. Auf einen Stuck verzichtet man verständlicherweise halt nur ungern am Ring.

Rennen

Jochen Mass fuhr die Pole-Zeit für das Werk, trotzdem durfte Ickx den Start fahren. Dieser produzierte -trotz Pole- gleich einen satten Frühstart. Die Strafminute, die dieses peinliche Manöver einbrachte, sollte jedoch keine Rolle mehr spielen. Stommelen packte sich Ickx noch in der ersten Runde und demütigte anschließend den Belgier, indem er sich an die Loos-Order hielt, und dem Werks-Porsche, mit dem schwerer zu fahrenden Kunden-Porsche, 10 Sekunden pro Runde abnahm. Rolf: ”Der Ickx ist wohl mit mir im Rückspiegel nervös geworden. Hinter der Döttinger Höhe bin ich an ihm vorbei.”

Rolf Stommelen im Karussell. Er hat Ickx bereits überholt, und demonstriert eindrucksvoll, daß die Nordschleife eine Fahrerstrecke ist.

Wegen eines technischen Defektes (Differentialschaden) konnte sich Rolf jedoch nicht allzulange über die Führung freuen. Als die “2” out war, wurde Rolf auf den zweiten Wagen des Teams, der “3” gesetzt. Bob Wollek verlor inzwischen wegen eines Reifenschadens hinten links viel Zeit. Ein Defekt, der auch Schurti/Kelleners im Jägermeister-935 ereilte. Das Team führte zu dem Zeitpunkt mit ca. 80 sec. Vorsprung...

Der Jägermeister-935 -hier kurz vor dem Karussell- schleppt sich zurück an die Box.  Man fährt trotzdem tapfer weiter und kommt mit drei Runden Rückstand auf den sechsten Platz.

In Führung lag nun die “3”, der Loos-Porsche mit Stommelen. Durch einen längeren Boxenstopp ging die Führung dann aber an den Kremer-Porsche. Beide 935 tobten auf der letzten Rille um den Ring. Ein Sprintrennen über 1000 km!

Bei Porsche wurde inzwischen gebastelt. Der Werks-935, der in diesem Rennen nie wirklich eine Rolle gespielt hatte, lief nicht mehr einwandfrei und die Porsche-Techniker waren ratlos. Mass, der den Wagen inzwischen von Ickx übernommen hatte, saß im Wagen und verdrehte die Augen. Mass fuhr raus, kam wieder rein. Man prüfte die Kabel, die Einspritzpumpe,  zupfte hier, zerrte dort. Ratlosigkeit rund um den 935/77.

Mass fuhr wieder raus, kam nach nur einer Runde wieder rein, ließ schrauben, fuhr wieder raus....

Nach sieben Boxenstopps gab Porsche dann schließlich auf. Dazu Dr. Fuhrmann: “Es weiß keiner, woran es liegt. Das kommt bei uns höchst selten vor.”

Der 935/77 auf der Anfahrt zum Karussell

Der 935/77 im Karussell

Am Limit um den Ring: Rolf bei der erfolgreichen Aufholjagd.

Stommelen hetzt Wollek.  Neben dem Sieg fährt Rolf mit 7.40,1 min auch die schnellste Rennrunde ein.

Als der Kremer-Porsche technische Probleme bekam, war der Loos-Porsche wieder vorn und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. Auf einen hervorragenden dritten Platz kommt das legendäre BMW-Junior-Team mit Winkelhock/Surer. Surer kämpft in seinem Schlußturn dabei wegen eines gebrochenen Auspuffs gegen eine Ohnmacht.