Die Vorzeichen zum ADAC-Bilstein Super-Sprint, dem letzten Lauf zur Deutschen Rennsportmeisterschaft des Jahres 1982, versprachen Spannung und Dramatik.

Den Titel des Deutschen Rennsportmeister 1982 hatte sich Bob Wollek zwar schon beim 9. Lauf am Hockenheimring gesichert,  aber bei Rennen auf dem Nürburgring -auch auf der Betonschleife- geht es auch um’s Prestige. Jöst, Kremer und Zakowski, die Elite der deutschen Tuner, wollten den Sieg. Und jedes der drei Top-Teams hatte realistische Chancen. 

 

 

 

Bild links: Der Flyer zum Rennen.


Die Kremer-Brüder brachten den CK5 mit Rolf Stommelen an den Start. Jöst setzte auf den 936C mit Bob Wollek. Die Ford-Spitze bildeten Ludwig, mit dem C100 und Niedzwiedz mit dem Capri-Turbo. Weitere interessante Starter: Zwei Sauber SHS C6, ein Porsche 908, der bullige McLaren-Chevrolet M8 von Peter Hoffmann, und der Lola T 600 des Perfektionisten Karl-Heinz Becker.

Die Boxen im alten Fahrerlager. Rechts im Bild die Kremer-Brüder und Rolf Stommelen

Bob Wolleks Jöst-Porsche 936C

Inzwischen ist das alte Fahrerlager fast alles, was vom alten Start-Zielbereich übrig geblieben ist.


Das alte Starthaus von innen...


... und von außen

Training

Rolf Stommelen (Kremer-Porsche CK5) während des Trainings

Das Training machten die beiden Top-Leute der 82er DRM, Rolf Stommelen und Bob Wollek, unter sich aus. Rallye Racing formulierte es so: “Bei diesem Duell Stommelen - Wollek wurden die Ford-Piloten Klaus Ludwig und Klaus Niedzwiedz zu Statisten degradiert.”

Bild links: Reifentransport der besonderes Art bei Jöst.

Walter Brun, dessen Sauber SHS C6 neuerdings von einem Schnitzer-Turbo-Motor befeuert wurde (“Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zum Cosworth”) hatte gleich im Training beim Anbremsen der Nordkurve einen schlimmen Abflug. Sein SHS C6 brach aus und krachte im stumpfen Winkel in die Planken. Dabei brach im Bereich des Triebwerks Feuer aus. Da auch noch der Rahmen was abbekam, war die Veranstaltung für Walter Brun beendet.

Kurz vor Trainingsende lag Rolf Stommelen mit 47,01 sec vorn. In der vorletzten Runde, als die meisten Teams ihr Training bereits beendet hatten, stanzte Wollek eine sagenhafte 0.46,53 min in die Bahn! Stommelen, der auch noch auf der Strecke war, hatte seine Qualifiers bereits verbraucht und konnte nicht mehr kontern. “Ich muß doch den Kremer ärgern” feixte Bob Wollek. Nun, das war ihm sicher gelungen. Mehr Grund sich zu ärgern gab es für die Kremer-Brüder allerdings dann im Rennen...

Rennen

Die Startaufstellung


Der Start des Rennens - Wollek in der Boxengasse

Dem Wetter entsprechend gingen alle Wagen auf Regenreifen ins Rennen. Bob Wollek rollte mit einem defekten Radlager direkt von der Einführungsrunde ins Fahrerlager.

Aus für Bob Wollek im Jöst-Porsche 936C

Klaus Ludwig übernahm die Spitze und nutzte im Regen den Vorteil der weicheren Regenreifen. Ludwig fuhr einen Vorsprung von fast einer halben Runde raus!  Hinter Ludwig kämpfte Stommelen mit Niedzwiedz, konnte sich aber gegenüber dem Ford-Piloten souverän behaupten. Hinter dem Trio fuhr Sigi Müller jun. mit dem wunderschönen BASF-Sauber SHS C6, Volkert Merl im Jöst 908 und Peter Hoffmann, der im McLaren M8 abermals eine starke Leistung zeigte.

Blick von der alten Haupttribüne auf Kehre

Karl-Heinz Becker hatte vor dem Rennen üble Zahnschmerzen. Zitat Rallye Racing: “Erst nachdem ihn am Abend gegen 21:30 Uhr ein Zahnarzt in Adenau von den beiden Schneidezähnen befreit hatte, konnte Becker am Sonntag mit dem richtigen Biß fahren.

Mit abtrocknender Strecke verlor Ludwig seinen Reifenvorteil - und damit auch seinen Vorsprung. Rolf Stommelen holte stark auf, fuhr in Runde 8 die schnellste Rennrunde, und bremste Ludwig in der 33. Runde vor der Nordkehre aus. Die Strecke trocknete auf der Ideallinie komplett ab, und Rolf wollte sich neue Reifen holen. Und das Drama begann...

Das Boxenstop-Drama - Teil 1

Rolf Stommelen hatte das Rennen im Griff. Nachdem Ludwig wegen seines Reifenvorteils kurz triumphieren durfte, stellte Rolf die Verhältnisse mit abtrocknender Strecke klar, fuhr die schnellste Rennrunde, überholte Ludwig, und lag souverän in Führung.

Dann folgte der Boxenstop. Rolf kam etwas früher in die Box, da er einen schleichenden Plattfuß vermutete. Die Boxen-Crew war dennoch informiert und wurde nicht überrascht. Vier Slicks lagen bereit. Allerdings hatte Kremer einen neuen Reifen-Techniker von Dunlop - und der wollte es besonders gut machen.  Heath fragte Stommelen, welche Reifen er den wünschte - allerdings erst, als nachdem bereits zwei profillose Reifen aufgezogen waren. Paul Heath will dann verstanden haben, daß Stommelen Intermediates wolle. Also wurden diese montiert.

Der verhängnisvolle erste Boxenstopp

Mit gut eineinhalb Runden Rückstand ging Stommelen wieder auf die Strecke! Mit erhöhtem Ladedruck und dickem Hals nahm Stommelen dem nun führenden Ludwig 2 - 3 Sekunden pro Runde ab.  Die Hochrechnung sah Stommelen am Ende vorn. Die erneute Aufholjagd von Stommelen brachte wieder Spannung in das Rennen. Die Fans bereuten es nicht, bei diesem Wetter in die Eifel gereist zu sein. Allein weil Rolf insgesamt zwei Runden Rückstand aufgeholt hätte, wäre der Sieg absolut verdient gewesen. Aber gegen das Glück des Klaus Ludwig war an diesem Tag kein Kraut gewachsen...
 

Das Boxenstop-Drama - Teil 2

Zehn Runden vor Schluß kam Rolf wieder an die Box. Er vermutete einen erneuten schleichenden Plattfuß. Diesmal war die Box nicht vorbereitet. “Grande Casino” umschreibt diesen Boxenstop nur unvollständig. Eine Radmutter ließ sich nicht lösen und die Druckluftflasche war leer, sodaß sich der Wagen nicht heben ließ. Mit drei Slicks und einem Intermediate-Reifen stürmte Rolf wieder auf die Strecke. Es reichte dann (nur) noch für den dritten Platz - hinter den beiden Ford. 

Stichwort Ford: Auf Betreiben von Ludwig wurden die ersten 8 Wagen des Trainings mit vollen Tanks gewogen. Nach dem Rennen sollten die Wagen nochmals gewogen werden. Ludwig wollte Klarheit bezüglich des Tankvolumens. Die abschließende Überprüfung ergab  keine Unkorrektheiten.

Das Cockpit des C100. Links neben dem Lenkrad befindet sich das turbotypische “Dampfrad”

Walter Brun erlebte ein Déja vue der besonderen Art. Nachdem er am Samstag bereits mit dem SHS C6 in der Nordkurve abflog und der Wagen anfing zu brennen, ereilte ihn am Renntag mit dem BMW M1 beim Trophy -Rennen das selbe Schicksal. Beim Anbremsen der Nordkehre fing der M1 Feuer, da ein Schwingungsdämpfer gebrochen war. Das auslaufende Öl sammelte sich unter den Füßen von Walter Brun und entzündete sich. Bei etwa 60 km/h sprang Brun aus dem brennenden Auto. “Ich wäre auch bei 200 km/h rausgesprungen” meinte Walter Brun anschließend.

Bei den Kremers flogen derweil die Fetzen...