AvD - Oldtimer-Grand-Prix 2010

 

Der AvD-Oldtimer-Grand-Prix stellt jedes Jahr in Deutschland den motorsportlichen Höhepunkt für die Fans echter Rennwagen dar.

Der einzige negative Punkt gleich am Anfang: Drei Tage sind etwas knapp um die Vielfalt an fantastischen Rennwagen, Oldtimern, Rennen und Menschen des AvD-Oldtimer-Grand-Prix ausgiebig erkunden zu können.

Es empfiehlt sich deshalb wenigstens die vollen drei Tage zu nutzen - zumal Freitags die Rennen auf der Nordschleife stattfinden. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es reichlich in der Eifel. Das Essen in den gutbürgerlichen Gaststätten ist gut und reichhaltig und hat im Laufe der Jahre schon die Gaumen vieler berühmter Fahrer erfreut - worauf in manchen Gaststätten mit Stolz hingewiesen wird. Geschichte pur also nicht nur an der Strecke, sondern auch im Umfeld. Der Kauf eines Programmheftes ist obligatorisch. Ansonsten läuft man Gefahr seine Lieblingsrennen zu verpassen, oder einfach vieles zu übersehen.

Die Veranstaltung bietet genau genommen schon am Donnerstag interessantes – z. B. die Fahrzeugabnahme:

Bild links: Der wunderschöne Ford-Capri von Peter Mücke bei der Fahrzeugabnahme am späten Donnerstag-Nachmittag. Dieser Wagen wurde 1974 als Werks-Wagen von Ford u. a. in der DRM eingesetzt.

Wer die technische Abnahme verfolgt stellt fest, dass die Sicherheit vom Veranstalter sehr ernst genommen wird. Hier wird kein Auge zugedrĂĽckt. Entweder der Wagen entspricht genau den Vorschriften, oder es gibt keine Teilnahme an der Veranstaltung.

 

 

 

 

Bild links: Was im normalen Strassenverkehr vermutlich  eine Menschentraube erzeugen wĂĽrde, steht hier -fast unbemerkt- abseits: Ein sehr seltener, wunderschöner BMW 3200 CS.

 

 

Bild rechts: Selten zusammen auf einem Bild zu sehen: Ein ĂĽber 50 Jahre alter Opel Olympia-Rekord neben einem Segway.

Eine nähere Betrachtung des Opel Olympia-Rekord ergab, dass sich der Wagen in einem Zustand befindet, den man ohne zu übertreiben als “wie neu” bezeichnen könnte. Als der Wagen neu vom Band kam, kann er nicht besser ausgesehen haben.

 

Der Oldtimer-Grand-Prix bietet genau genommen  mehrere Veranstaltungen gleichzeitig: Es gibt permanent Trainings und Rennen mit historisch wertvollen Fahrzeugen, Ausstellungen, Versteigerungen und Literatur-Stände. Dazu kommt natĂĽrlich die Möglichkeit sich mit Modellen der Fahrzeuge und vielen anderen Accessoires aus dem Bereich Motorsport einzudecken.

 

Die Rennergebnisse spielen heute für die Zuschauer -im Gegensatz zu den Fahrern- kaum eine große Rolle. Vielmehr geben die zahlreichen Rennen den Motorsport-Fans die Gelegenheit den genialen Sound der Triebwerke in Aktion zu hören. Die Rennen geben Gelegenheit zu sehen, wie bei den Turbos die Flammen aus dem Auspuff schießen und das Überdruckventil des Turboladers in Aktion zu hören, und Abgase und Reifengummi zu riechen.

Hier gibt es keine Schaltvorgänge per Knöpfchendrücken, hier schalten die Fahrer selbst – oft auch mit Zwischengas. Dieseltriebwerke haben hier nur die Renn-Transporter. Hier gibt es Rennsport in seiner ursprünglichen Form. Motorsport für Männer.

Für die Fahrer allerdings geht es sehr wohl um den Sieg. Da ist -normalerweise- nichts mit “Demonstrationsfahrten”, da geht es richtig zur Sache. Und nicht selten nehmen die kostbaren Wagen dabei Schaden.

Bild links: Der Jaguar E-Type von Roland Zoomers / Anthony Oetelaar. Erhebliche Schäden, aber durchaus reparabel.

 

 

 

Über die drei Veranstaltungstage findet eine Vielzahl von Trainingssitzungen und Rennen statt. Nahezu alle Klassen des historischen Motorsport sind am Start. Fans der Nordschleife -und wer ist das nicht?- kommen besonders am Freitag auf ihre Kosten – denn am Freitag finden auch Rennen auf der Nordschleife statt

Ăśbersicht der Rennen:

Rennen 1 - FIA Lurani Trophy fĂĽr Formel-Junior-Rennwagen

Rennen 2 – Grand Prix Masters

Rennen 3 – Revival Deutsche Rennsportmeisterschaft 1972 – 1981

Rennen 4 – World Sportscar Masters

Rennen 5 – Italian Historic Car Cup

Rennen 6 – Mini Challenge

Rennen 7 – 2-sitzige Rennwagen und GT bis 1960/61

Rennen 8 - Historic Grand Prix Cars bis 1960

Rennen 9 - Masters GT bis 1965

Rennen 10 – Pre War: Rennen und GLP für Vorkriegsfahrzeuge

 

Rennen 2 (GRAND PRIX MASTERS)

 

Bild links: Hier handelt es sich um den Siegerwagen des GP von Deutschland 1975. Der Brabham BT44, mit der unvergleichlichen Martini-Racing-Lackierung, wurde in dieser reifenmordenden Hitzeschlacht vom Argentinier Carlos Reutemann gefahren.

Es war der vorletzte GP auf der Nordschleife. Die Hitze war schlicht unerträglich. Jegliche Getränke an den Buden rund um den Nürburgring waren restlos ausverkauft. Man verkaufte Wasser (das aus einer Leitung aus dem Boden kam) pro Glas für eine DM! Und der Preis wurde -auch von mir- bezahlt. Carlos Reutemann lag mit großem Vorsprung in Führung - nachdem einige Gegner Reifenschäden hatten. Und trotzdem fuhr El Lole absolut volles Rohr. Er kam den Streckenabschnitt Flugplatz nicht hochgefahren, er kam hochgeflogen.

 

Der Eifelland-March war leider nur kurz beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix zu sehen. Da das Triebwerk merkwürdige Geräusche machte, zog es der Eigner des Wagens -Erwin Derichs- vor, mit dem Wagen sicherheitshalber die Heimreise anzutreten. Es bleibt zu hoffen, dass der ehemalige Wagen von Rolf Stommelen beim 2011er OGP zu sehen ist.

 

Rennen 3 (REVIVAL DEUTSCHE RENNSPORTMEISTERSCHAFT 1972 - 1981)

 

Bild links: Das Gefühl, wenn eine Horde 935, BMW CSL, Ford Capri etc. auf einen zugeschossen kommt kann man nur schwer beschreiben. Gänsehaut-Feeling.

Klaus Ludwig schoss aus dem Mittelfeld der Startaufstellung an die Spitze. Meines Erachtens mit Hilfe des Dampfrades. Allerdings kann auf dem Bild auch gut sehen, dass der Ludwig-935 besser abgestimmt war als z. B. der 935 von Dr. Armin Zumtobel, der vorn erheblich höher liegt und dem Wind schon deshalb mehr Widerstand bietet.

 

 

Bild links: Der Kremer-Porsche 935 K3 befindet sich fast noch in dem Zustand, in dem er 1981 bei den 24h von Le Mans unter Field / Whittington / Whittington an den Start ging. Selbst die Startnummer aus Le Mans (# 59) ist noch original auf dem Wagen vorhanden. Die „5“ wurde überklebt.

Damals belegte der Wagen im Training mit 3:36.540 min. den 6. Startplatz – und war damit der schnellste Gruppe 5 – Wagen in Le Mans.

Zudem wurde der Wagen beim OGP mit Klaus Ludwig von einem Fahrer gefahren, der damals selbst mit einem Kremer-Porsche K3 gut unterwegs war. Dank eines ĂĽberlegenen K3 wurde Klaus Ludwig 1979 deutscher Rennsportmeister.

Ăśbrigens äuĂźerte sich Klaus Ludwig dahingehend, dass es eigentlich zu schade sei so ein Auto noch in Rennen einzusetzen. Gut, dass Ludwig mit seiner Meinung ziemlich allein steht, ansonsten könnten die Fans der alten Gruppe 5  dieses historisch wertvolle Auto nicht mehr im Einsatz bewundern. 

 

Bild links: Der Porsche 935 000 00022. Dieser Wagen wurde in der legendären DRM (Deutsche Rennsportmeisterschaft) zuletzt von Bob Wollek gefahren. Es handelt sich hier um den letzten, vom Werk gebauten 935. Erster Eigner des Wagens war Georg Loos.

Kleiner Exkurs: Dieser Wagen lieferte im April 1980 auf dem alten Hockenheimring ein unvergessliches Rennen. Nachdem Rolf Stommelen, der in der Startrunde(!) einen neuen Gruppe-5-Rundenrekord aufstellte, und dann früh mit einem technischem Defekt ausfiel, führte Bob Wollek im Loos-935 das Rennen souverän an. Dann aber begann der Wagen beim Schalten zu qualmen. Ein sicheres Zeichen für einen sich anbahnenden Motorschaden – und man rechnete mit einem baldigen Ausfall. Aber Runde um Runde zog Wollek, qualmend, aber in Führung seine Bahnen, und man begann zu hoffen. Letzte Runde: Wollek kommt, immer noch in Führung liegend, ins Motodrom – und rollt noch vor der Sachs-Kurve aus. Nun führt Axel Plankenhorn im Kremer K3. In der Sachs-Kurve bekommt er von Ludwig (im Capri) einen Schlag auf das Heck, den man bis auf die Haupttribüne hörte. Aber Plankenhorn konnte den Wagen halten. In der Opel -Kurve sah Ludwig dann eine Lücke, wo keine war. Es schoss Plankenhorn in der letzten Kurve des Rennens ab. Zakowski bezahlte Kremer den Schaden am Wagen, und Ludwig bekam eine Geldstrafe. Aber den Sieg durfte Ludwig behalten. Mag verstehen wer das will...

Bilder: Rudi Izdebski

 

Eine kleine Bildauswahl des AvD-Oltimer-Grand-Prix im Format 1280 * 1024

 

Fazit des AvD – Oldtimer-Grand-Prix 2010: Eine unvergessliche Zeitreise in die groĂźen Zeiten des Motorsports.  Gerade in Zeiten, in der die Nordschleife mit Zäunen vergittert und mit Betonbauten verunstaltet wurde, tut diese Zeitreise der Motorsport-Seele besonders gut.

Und trotz Programmheft und Plan war es 2010 nicht möglich alles zu sehen was es zu sehen gab. Um so größer die Vorfreude auf den AvD-Oldtimer-Grand-Prix 2011.